Klima, Müll und Wald – kleine Verhaltensänderungen können viel bewirken!

„Klima“ ist doch etwas, das irgendwo anders passiert, in Grönland, der Arktis oder am Amazonas. Nein, denn die von Menschen gemachten Klimaveränderungen zeigen sich bereits in unseren mittelhessischen Wäldern und am Insekten- und Artensterben. „Das Bundesverfassungsgericht hat uns eine klare Botschaft auf den Weg gegeben: Wer das Klima schützt, schützt auch unsere Freiheit“, sagte Annalena Baerbock für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Es gehe jetzt darum, als Gesellschaft gemeinsam auf den im Pariser Klimaabkommen vereinbarten 1,5-Grad-Pfad zu kommen. Die CDU/SPD-Koalition formuliere zwar neue Ziele, nenne aber den Weg zur Erreichung dieser Ziele nicht, kritisierte die Kanzlerkandidatin. Sie forderte „eine Politik, die Klimaschutz zum Kern jedes politischen Handels macht“, und betonte: „Wir müssen hier und heute handeln.“

Die Jugend setzt sich bei Fridays for Future für ihre Zukunft ein (Quelle: Foto von dmncwndrlch auf Pixabay)

Bei Diskussionen um den Klimawandel geht es nicht nur um die Vermeidung von CO2, es geht auch darum, die immer größer werdenden Müllberge zu verkleinern. Es landen regelmäßig riesige Plastikmengen in unseren Meeren und auch viele Länder ersticken fast schon in den Müllmassen die tagtäglich entstehen. Höchste Zeit also, daran etwas zu ändern. Mülltrennung ist dabei zwar ein guter Anfang, aber das reicht schon lange nicht mehr. Um langfristig unsere Umwelt vor noch mehr Schaden zu bewahren, müssen wir endlich damit anfangen, Müll zu vermeiden!

In der Woche vom 10. bis zum 17.Mai fand in privater Initiative die Müllsammelaktion „Sauberhaftes Lollar“ statt. Das ist ein guter Schritt, um unsere Aufmerksamkeit auf das Thema „Abfall“ zu lenken. Dies kann aber nur ein Puzzleteil des Ganzen sein, denn vor dem Müllsammeln bzw. der Beseitigung steht Abfallvermeidung. Im Idealfall beginnt Abfallvermeidung lange bevor die halbe Tonne Müll entsteht, die jede/-r Deutsche pro Jahr produziert.

 Die Abfallhierarchie laut EU-Gesetzgebung (Abfallrichtlinie) lautet:

  • Abfallvermeidung, z.B. Mehrwegflaschen, Stofftaschen, Unverpacktläden
  • Vorbereitung zur Wiederverwendung, z.B. Deckel vom Joghurtbecher abreißen und alle Teile separat in den „Gelben Sack“
  • Recycling (oder andere Verwertungsverfahren, z.B. thermische Verwertung)
  • Beseitigung

Leider landen über 60% des Inhaltes der „Gelben Tonne“ in Müllverbrennungsanlagen und werden nicht recycelt. Die Sortieranlagen können nur lose Bestandteile sortieren, daher ist es wichtig Verpackungen in unterschiedliche Bestandteile zu trennen und nicht ineinander zu stapeln. Durch Corona sind die Zahlen gestiegen sind – laut Grünem Aktionsplan wird mit 10% Zuwachs gerechnet.

Wir befinden uns in einem Wahljahr: Nach Söder / CSU ziehen nun auch die CDU und andere Parteien im Ideenwettbewerb um die besten Klimaschutz-Vorschläge nach und entdecken ihre Liebe zu Natur und Wald.

Ja, unsere natürlichen Ressourcen sind nur begrenzt verfügbar und unser Planet nur begrenzt belastbar. Um weiterhin gut leben zu können und dies auch zukünftigen Generationen zu ermöglichen, gilt es unser privates Konsumverhalten nachhaltig zu gestalten und die globalen Auswirkungen unseres Verhaltens besser in den Blick zu nehmen.

Erste Schritte sind u.a. auch im Edeka Markt Lollar zu erkennen: Eine Nachfrage bei Frau Krenschker hat ergeben, dass die Plastiktüten aus der Obstabteilung verbannt wurden und es nur noch Papiertüten oder Obstnetze gibt. Weiterhin werde nichts in der Tonne entsorgt, sondern „die Tafel“ bzw. verschiedene Bauern mit „nicht mehr verkaufsfähiger Ware“ versorgt. Aber “Plastikverpackung” stellt nicht nur bei Edeka ein großes Problem dar. Frau Krenschker ist der Meinung, dass noch viel Umdenken seitens der Kundschaft (immer alles billig) und ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfinden muss, denn erst dann werde die produzierende Industrie auf nachhaltige Produktion umstellen. Hier seien wir alle gefragt, Verbraucher, Handel, Industrie. Solange der Bio-Blumenkohl eingeschweißt in einer Plastikverpackung im Regal liegt, besteht noch Handlungsbedarf.

Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher bestimmen durch unser Einkaufsverhalten die Wertschöpfungs- und Lieferketten und damit die ökonomischen, sozialen und ökologischen Verhältnisse weltweit. Umwelt- und Sozialsiegel ermöglichen eine Orientierung, ob ökologische und soziale Aspekte bei der Produktion berücksichtigt werden und sie helfen dabei, verantwortungsvoll zu konsumieren.

Am 05.05.2021 war für Deutschland „Earth Overshoot Day“ (Erdüberlastungstag). Das bedeutet, dass die Menschheit an diesem Tag die Ressourcen für das ganze Jahr verbraucht hätte, wenn weltweit alle so leben würden wie wir. Alles, was wir Deutschen in den kommenden acht Monaten verbrauchen, geschieht auf Kosten von den Generationen, die nach uns kommen und den Bewohnern anderer Länder.

Ab dem 5. Mai lebt Deutschland auf Pump. (Quelle: Foto von pixabay auf Pexels)

Tipps zur Müllvermeidung im Alltag:

Plastikmüll bedroht unsere Umwelt. Schon mit kleinen Veränderungen können wir unseren Müll um ein Vielfaches reduzieren.

1. Verzicht auf Plastiktüten

Plastiktüten begegnen uns fast überall. Allein in Deutschland werden fast 6 Milliarden Plastiktüten im Jahr verbraucht! Obwohl sie seit Anfang 2016 bei einem Einkauf im Einzelhandel Geld kosten, hat sich ihre Zahl dennoch kaum reduziert. Sowohl die Herstellung benötigt Energie und Ressourcen, als auch die Entsorgung der Plastiktüten. Eine umweltfreundliche Alternative ist der klassische Stoffbeutel. Dieser kann bequem zum Einkaufen mitgenommen und immer wieder benutzt werden.

Umweltfreundliche Alternativen

Für den Einkauf im Supermarkt >> Obst – und Gemüsebeutel aus Baumwolle
Müllvermeidung im Haushalt >> Kompostierbare Müllbeutel
Für Vierbeiner >> Biologisch abbaubare Hundekotbeutel
Für Sonstiges >> Rucksack, Jutebeutel, Tasche

2. Mehrweg statt Einweg

Es klingt so einfach: Mehrwegprodukte statt Einwegprodukte kaufen, bei Flaschen am besten aus Glas.

3. Unverpackt einkaufen

Verpackungen beim Einkaufen erzeugen massenweise Müll. Immer mehr Supermärkte bieten Obst und Gemüse ohne Verpackung und auch bereits andere Lebensmittel wie Haferflocken oder Nüsse lose an. Wiederverwendbare Obst- und Gemüsebeutel helfen, Obst und Gemüse ohne Verpackung zu kaufen. Lass die Verpackung im Supermarkt. Jede Verpackung, die vermieden werden kann ist ein Gewinn für unsere Umwelt.

4. Milchprodukte im Glas kaufen

Joghurt, Milch oder sonstige Milchprodukte werden täglich in Deutschland gekauft. Ein Großteil davon ist leider immer noch in einer Plastikverpackung. Die optimale Alternative sind Verpackungen aus Glas, sie sind wiederverwertbar und daher absolut umweltfreundlich. In Biomärkten sind die Milchprodukte in Glas leicht zu erhalten, auch viele andere Supermärkte ziehen immer mehr nach.

5. Verzicht auf Kaffeekapseln

Einmal benutzt landen sie direkt im Abfalleimer und dazu bestehen sie meist auch noch aus Kunststoff oder Aluminium.

6. Mikroplastik reduzieren

Die kleinen Partikel in Seife, Shampoo, Duschgel und Kosmetikartikeln landen im Meer, die Tiere verwechseln sie mit Futter und sterben oft qualvoll. Einige Apps (CodeCheck, Beat the Microbead) helfen dabei zu erkennen, ob ein Produkt Mikroplastik enthält oder nicht.

Kunstrasenplätze sind laut Fraunhofer-Institut zurzeit die fünftgrößte Quelle für Mikroplastik in der Umwelt. Bei einer Neuanlage muss daher genau geprüft werden, wie umweltverträglich diese gestaltet werden kann. Mikroplastik entsteht auch durch Emissionen bei der Abfallentsorgung, wenn Plastikabfälle in der Landschaft zerfallen, besonders durch den Abrieb von Autoreifen und gelangen in den Wasserkreislauf, wenn Kleidung aus Synthetik gewaschen wird. Mikroplastik in der Natur können wir nicht mehr aufsammeln und es kommt zu uns in der Nahrungskette „auf unseren Teller“ zurück.

7. Verzicht auf den Coffee-to-go Becher

Der Einwegbecher vom Kaffee tut unserer Umwelt gar keinen Gefallen. Besser einen eigenen Becher mitbringen oder sich Zuhause Zeit nehmen für einen Kaffee.

8. Zigarettenkippen vergiften die Umwelt

Dass Zigaretten wegwerfen verboten und Bußgelder kostet, scheint vielen noch genauso unbekannt zu sein wie die Tatsache, dass eine einzige Kippe 60 Liter Wasser verseucht. Schon ein Stummel pro Liter Wasser kann Fische töten. Weggeschnippte Zigarettenkippen sind ein riesiges Sondermüllproblem, denn sie enthalten u.a. Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Nikotin, ein Nervengift. Es kann 15 Jahre und länger dauern, bis eine Kippe abgebaut ist.

9. Vermeide Plastikflaschen – Trinke Leistungswasser

Eine Plastikflasche zerfällt erst in 450 Jahren. PET-Flaschen verursachen weltweit riesige Müllberge und auch wenn sie recycelt werden, benötigt dies enorme Energie und Ressourcen.  Eine müllfreie Alternative ist das gute alte Leitungswasser. Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist hervorragend und spart Geld.

10. Bitte keine Werbung

Lasst uns Schluss mit unnötiger Werbung machen und jede Menge Müll sparen und Bäume erhalten. Mit einem Bitte keine Werbung– Aufkleber auf dem Briefkasten betreiben wir aktiven Umweltschutz.

11. Plastikmüll vermeiden

Plastik ist allgegenwärtig – beim Einkaufen sind viele Lebensmitte in reichlich Plastik verpackt. Plastik verschmutzt Land und Meer, landet in den Mägen von Tieren und somit später auf unserem Teller und vieles mehr. Der Kunststoff wird zu einer Gefahr für unseren Planeten. Lasst uns daher direkt anfangen, auf so viel Plastik wie möglich zu verzichten und nachhaltige sowie umweltfreundliche Alternativen zu verwenden.

12. Frisch, regional und gesund kochen

Durch die Benutzung von Fertigprodukten erzeugt man jede Menge Verpackungsmüll. Ganz abgesehen davon, dass die Produktion dieser Gerichte viel Energie benötigt und alles andere als nachhaltig ist.

Lieber regional kaufen oder Gemüse selbst anbauen! (Quelle: Foto von silviarita auf Pixabay)

Die kleinen, aber wichtigen Aktivitäten vor Ort müssen durch Entscheidungen auf Kreis-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene unterstützt werden. Die neue EU-Öko-Verordnung wurde aufgrund der Corona-Krise um ein Jahr auf Januar 2022 verschoben. Im grünen Aktionsplan gegen Plastikmüll werden viele wirksame Stellschrauben vorbereitet: Eine Verbesserung der Mehrwegsysteme, der Neustart der Kreislaufwirtschaft mit hochwertigen Recyclingverfahren durch Verbesserung der Wiederverwendbarkeit, Ressourcenabgaben und vieles mehr. Auf kommunaler Ebene lässt sich im Dialog mit der Stadtverwaltung auch in Lollar eine klimafreundliche und ressourcenschonende Zukunft mitgestalten. Dazu gehören die Bereiche umweltverträgliche Energieerzeugung, Planung von ökologischen Bauvorhaben, Ausbau des Radwegenetzes hin zu einem lokalen Klimaschutzplan.

Bei der Müllvermeidung sind jedoch die Lollarer Bürgerinnen und Bürger aktiv gefragt! Kleine Aktionen wie die Plastikverpackungen hinter der Kasse auspacken und im Geschäft lassen, für das Abfüllen an der Orangensaftpress-Maschine eigene Literflaschen mitbringen und an der Fleisch- oder Fischtheke in mitgebrachte Behälter füllen lassen können Zeichen setzen.

Wichtig ist, dass wir uns in Lollar gemeinsam und parteiübergreifend auf den Weg machen und uns der Verantwortung für nachfolgende Generationen bewusstwerden.